Modelabels gibt es viele, umso schwieriger also die zu finden, die eher unbekannt sind, aber dennoch top Arbeit leisten. Japanische Modelabels sind dabei derzeit so gefragt wie noch nie zuvor. In diesem Artikel zeigen wir dir fünf japanische Modelabels, die Du auf deinem Moderadar haben musst.
Der Mythos um japanische Modelabels
Der modische Schritt nach Übersee hat sich gelohnt, und das langfristig. Miyake, Yamamoto, Kawakubo sind heute Legenden. Bereits in den 1980er Jahren die westliche Welt mit Kollektionen überrollt, die im Ausland seither das Bild japanischer Mode prägen. Damals wurde körperferne und dekonstruktive Mode, für die japanische Modelabels bekannt sind, als revolutionär gefeiert.
Heute wird diese Ästhetik vom Westen längst nicht mehr als fremd wahrgenommen und findet längst Einzug in einigen Kleiderschränken. Und japanische Modelabels kommen nicht mehr nur aus Japan. Das 2002 gegründete Mode- und Musiklabel Maison Kitsuné beispielsweise ist in Paris beheimatet. Die Idee einer französisch-japanischen Lifestyle-Fusion kam dem Daft-Punk-Manager Loaëc und dem Architekten Kuroki während einer Tokio-Reise mit Daft Punk. Dort wurden sie von den frühen japanischen Concept-Stores zu ihrer Lifestyle-Brand inspiriert.
A Bathing Ape (Bape)
Ganz vorne mit dabei bei den beliebten japanischen Modelabels ist A Bathing Ape aka Bape. Nach einigen Jahren als Redaktuer und Stylist beim Magazin „Popeye“ eröffnete der Grpnder Nigo zusamen mit dem Designer Jun Takahashi seinen Laden „Nowhere“. Kurz darauf arbeitete er mit „Sk8thing“ an seinem eigrenen Modelabel Bape. Der Name selbst steht für „A Bathing Ape in Lukewarm Water“ und soll bedeuten, dass man mit sich selbst zufrieden ist und keinerlei Wünsche mehr offenbleiben. Also eine Art Anspielung auf Bapes Hauptkundenstamm, der zum Großteil aus verwöhnten, reichen japanischen Kids besteht, dank dem Vermögen ihrer Eltern auch hochpreisigere Mode kaufen können.
In seinen Anfängen produzierte das Label Shirts, wobei die Hälfte an befreundete Musiker verschenkt wurde. Diese Verkaufspolitik sollte den Grundstein für den Erfolg der Marke legen, denn durch die notgedrungene Verknappung stieg die Nachfrage an den Shirts, die bereits zahlreiche, einflussreiche Musiker trugen. So wuchs Bape immer weiter und konnte auch mit beispielsweise Pharell Williams kollaborieren und die gesamte Welt erobern.
Ab 2006 ging es dem Label aber zunehmend schlechter und die Gründer waren gezwungen das Modelabel an den Hongkonger Modekonzern I.T. zu verkaufen. Denn och ist die Marke heute auch noch stark vertreten und wird oft als größte Streetwearbrand neben Stüssy oder Supreme bezeichnet. Statement-Pieces wie die „Bapestas“ – eine Art Bootleg Version des Nike Air Force 1 oder der beliebte Sharkhoodie haben die Zeit überdauert und finden auch heute noch eine hohe Käuferzahl. Davon abgesehen were Bape ohne Nigo und diverse andere japanische Designer nie zu ihrem jetzigen Erfolg gekommen.
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Comme de Garçons
Japanische Modelabels haben in der High-Fashion Mode ihren Uhrsprung. Und wer jetzt denkt, dass Yōji Yamamoto oder Issey Miyake die Vorreiter waren, der irrt. Denn Bereits im Jahr 1969 war Rei Kawakubo mit ihrem Label Comme de Garçons zugange. Abgewandelt von dem Songtitel „All the Boys and Girls“ der französischen Plattenfirma Francoise Hardy, soll der Name des Brands „wie Jungs“ bedeuten. Damit wollte Kawakubo ihr Bestreben, Kleidung für Frauen zu produzieren, die auf Beweglichkeit und Komfort ausgerichtet sind, verdeutlichen.
So leistet sie Pionierarbeit in der femininen Fashionwelt, da ihre Kollektionen nicht auf Zwang auch feminin aussahen. Durch den großzügigen Einbezug von nichtfigurativen Silhouetten bietet das Label viel Raum für Menschen unterschiedlichster Körperformen und unterschiedlichsten Alters. Kawakubo erschafft zeitlose Stücke, die sich weder einer Norm noch einem Trend beugen.
Mit Comme de Garçons vermischte die Designerin auch immer öfter Kunst und Mode, wodurch ihre Kleidung auch vermehrt als „Anti-Fashion“ betitelt wurde. Unter anderem auch, da sie nicht mit der Vorstellung der Modeindustrie, wie Kleidung auszusehen hat, konform war. Die einflussreiche „Destroy“-Kollektion brachte 1982 überdimensionale, lose gestrickte Pullover mit unterschiedlichen Größen auf den Laufsteg. Der dunkle und zerzauste Stil wurde von den Medien als „Postanatomic Look“ oder „Hiroshima Chic“ bezeichnet.
In den Folgejahren war Kawakubo nicht nur für Comme de Garçons produktiv. Sie gründete ein Magazin namens Six, eröffnete 2004 mehrere „Guerilla Läden“, und erfand damit das Konzept des Pop-Up-Shops. Zudem gründete sie die Diffusionslinien “Play”, “Black”, “Shirt“ “Homme Plus” sowie den Retailspace Dover Street Market, der heute Dependancen in London, New York und Tokio hat. Jean-Paul Gaultier, Martin Margiela oder Helmut Lang nennen Rai als größte Inspiration.
Sacai
Den meisten ist das japanische Modelabel von Chitose Abe erst seit der letzten Kollaboration mit Nike ein Begriff – jedoch hat die Designerin bereits 1999 mit Sacai modische Akzente gesetzt. Ihre Mentorin Rai Kawakubo ermutigt sie früh dazu, eigene Mode zu kreieren. Ihr größter Anspruch an sich selbst – der auch noch heute Gewicht hat – war es „Kleidung, die getragen werden kann“ zu entwerfen. Was zunächst einfach klingt, stellte Chitose vor eine schier unlösbare Aufgabe: Sie wollte Kleidung entwerfen, die ihren mutigen Design-Ansprüchen entsprach, gleichzeitig aber flexibel und elegant war.
Nachdem die Brand immer mehr Anhänger in Japan hatte, konnte Chitose 2011 erstmals Sacai auf der Fashionweek in Paris der Welt vorstellen. Seitem ist sie auf der Überholspur: eine stets elegante, stilvolle aber auch sportliche Ästhetik spricht weltweit Frauen an, die sich abseits von den gängigen Gender-Rollen stylen, aber auch mit ihrer Weiblichkeit spielen wollen. Kollaborationen mit The North Face, Hender Scheme, Nike oder beats waren zügig ausverkauft.
Ihr jüngstes Projekt für den Swoosh wurde weltweit gefeiert und für das Vierfache des eigentlichen Kaufpreises veräußert. Auch 2020 hält Chitose Abe buchstäblich die Fäden zusammen und bringt Mode mit den verschiedensten Kollaborationen heraus. Ihre Kleidung ist zwar recht hochpreisig, aber dafür qualitativ auf höchstem Niveau. Viele liebevolle Details unterstreichen den zeitlosen Look von Sacai und rechtfertigen somit auch ein Stück weit den Preis.
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Undercover
Jun Takahashis Label Undercover bewegt sich irgendwo zwischen Runway und Streetwear, denn beide Welten spielen eine wichtige Rolle im leben ihres Modeschöpfers. Dank einem Abschluss an dem legendären Bunka Fashion College in Shinjuku, war der damalige Frontman der „Tokyo Sex Pistols“ bereit, sich ganz der Fashion Welt zu widmen.
Nach dem er 1993 mit seinem Freund Nigo den legendären „Nowhere“-Shop eröffnete gründete er zeitgleich sein eigenes japanisches Modelabel Undercover. Hier konnte erseine Einflüsse aus seiner aktiven Punk-Zeit und seiner Idole Vivienne Westwood und Rei Kawakubo vereinen. Bei Undercover geht es also um das Zerbrechliche und Vergängliche, aber auch um Subversion und Rebellion, wobei der Look Punk Bondage, Gothik und postmoderne Ästhetik vermischt um einen perfekten Übergang zwischen Punk/Streetwear und Runway/High Fahsion zu erzielen.
Heute blickt das Label auch auf zahlreiche Kollaborationen sowie dauerhafte Partnerschaften zurück. Undercover verfügt über Pieces für Fashion-Streetwear im unterem Preissegment, aber auch High-Fashion Liebhaber können hochpreisig einkaufen. Was sie verbindet: ein unbestreitbarer Sinn für Ästhetik gepaart mit dem gewissen Etwas an Chaos.
WTAPS
Ähnlich wie Jun Takahashi startet auch Tetsu Nishiyama, als er Anfang der 1990er Jahre mit dem japanischen Modelabel FPAR eine DIY-Punk-Ästhetik erarbeite. 1996 aber fing mit der Gründung des japanischen Modelabels WTAPS (ausgesprochen als „Douple Taps“ eine neue Ära an. Wie der Name schon erahnen lässt, ist die Marke von authentischen, militärischen Designs inspiriert und betrachtet diese durch die Streetwar-Linse, um sie auch mit kontemporären Elementen zu kombinieren. Und obwohl die Marke vorwiegend mit einer gewissen Militär-/Outdoor-Ästhetik spielt, fokussiert sie sich seit jeher mehr auf Alltagsmode und erschafft somit spezielle Statement-Pieces.
Nishiyama beschreibt das Ganze als „Dinge dorthin stellen, wo sie sein sollten“. Verweise auf Philosophie, Evolution oder Spiritualität ziehen sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Kollektionen. Die persönliche und emotionale Liebe zum Detail des Designer wird in Japan schon lange geschätzt, wodurch die Marke ohne Probleme mit dem Hype um Supreme oder Bape mithalten kann. Vor allem Kleidungsstücke, wie die Varsity Jackets, M-65-Hemden oder Cargo Pants zählen zu den Kassenschlagern des Labels. Wer sich zu alt für Hype fühlt, aber dennoch Lust darauf hat, der kann mit WTAPS in Würde altern.